Auf der Stelle treten... bedeutet nicht zwangsläufig, nicht voran zu kommen!

Es gibt Zeiten im Leben, da läuft wenig bis gar nichts zusammen. Ich glaube, so etwas hat (fast) jeder schon erlebt - mehr oder weniger oft. Befinde ich mich in einer solchen Phase, merke ich schnell, dass es eine Person gibt, die selten bis niemals in den Genuss meiner Geduld und Gelassenheit kommt, die aber in der Regel allen anderen Menschen zuteil wird.

Wen ich damit meine?

 

Na mich!


Tatsächlich gönne ich mir nicht die Gelassenheit, wenn es hektisch wird, oder die Geduld die Zeiten zu durchstehen, wenn alles irgendwie schwierig ist, nichts von der Hand geht oder jedem Schritt nach vorne, gleich wieder zwei Rückschritte folgen. Würde mir jemand sagen, dass er gerade so keinen kreativen Gedanken fassen kann, würde ich sagen, dass es manchmal seine Zeit braucht und wieder besser wird. Umgekehrt kann ich es kaum aushalten, wenn sich die Buchseiten nicht füllen oder ich unschlüssig im stetigen Wechsel schreibe und wieder lösche, schreibe und wieder lösche... um irgendwann genervt das ganze Manuskript zu löschen.

Was ich anderen rate, eben nicht zu verdrießen und sich bewusst zu sein, dass es auch wieder andere Tage geben wird, ließ ich bei mir selbst allzu oft außer Acht. Ich MUSS doch vorankommen, es MUSS doch auch anders gehen und es MUSS doch besser werden. 

Allerdings gibt es viel weniger in unserem Leben, was von einem MUSS begleitet wird, als wir oftmals der Meinung sind. Insbesondere dann, wenn wir das MUSS definieren... oft genug definiert aber das Leben ein MUSS und so passiert manches einfach. Es kann manch Schönes passieren... und manch Unschönes. Und wenn dem so ist, mögen wir noch so oft das MÜSSEN bemühen und es einem Mantra gleich wieder und wieder beschwören -  es bringt aber doch nur wenig.

Als in der jüngsten Vergangenheit eine Verkettung eher unglücklicher Ereignisse den normalen Alltag durcheinander brachte, war es wieder eine Zeit, wo ich sehr ungeduldig war. Ich steckte nicht den Kopf in den Sand, ließ weder mich, noch die Menschen meines Umfelds hängen, aber dennoch schien sich nicht wirklich etwas zum Besseren zu wenden. Was also war das Gebot der Stunde? Wenn es nicht reicht, galt es mehr zu tun. Also wurde nochmals eine Schippe draufgelegt, noch mehr in Bewegung gesetzt, um wieder in normale Bahnen zu kommen - aber das einzige was wuchs, war der Unmut, als es immer noch nicht besser wurde. Wenn dann noch erlebt wird, wie der ein oder andere unbeschwert durch das Leben tanzt, losgelöst von jedem Problem, während es bei einem selber gerade sehr unruhig zugeht, musste ich sogar aufpassen, nicht einem gewissen Zynismus zu verfallen, wie er mir vor fünf oder mehr Jahren durchaus zu eigen sein konnte. 

Ich erkannte schließlich, dass MEHR nicht immer gleich BESSER bedeutet! Dennoch leben wir aber oftmals genau nach diesen Maximen. Wer etwas erreichen will, MUSS eben MEHR tun (da haben wir es sogar: MUSS und MEHR in trauter Zweisamkeit). Doch ob es immer richtig ist, sich diesem Dogma zu unterwerfen, darf zumindest in der ein oder anderen Situation bezweifelt werden.


Denn wenn das Leben auf die Bremse tritt und Entwicklungen präsentiert, die uns zwangsläufig aus der hektischen Betriebsamkeit reißen, ist es eben so. Punkt! Viele leben und arbeiten bereits am Limit. Schlägt das Schicksal dann auch noch zu und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf anderes, kann nicht beliebig nachgelegt oder eben MEHR gemacht werden. Manches Projekt muss schließlich ruhen, wir sind für unsere Mitmenschen nicht mehr so präsent wie zuvor und wir treten eben auf der Stelle.


In diesen Momenten ist es sinnvoll innezuhalten und sich vor Augen zu führen, dass wir zwar auf der Stelle treten mögen, wir aber dennoch vorankommen. Mag etwas irreführend klingen, aber ich möchte damit sagen,  dass manche Herausforderung oder Schicksalserfahrung, die uns trafen, zwar das bisherige Leben zeitweise zum Erliegen brachten, nicht aber unsere persönliche Entwicklung. Auch wenn wir es in diesen Lebensphasen anders wahrnehmen, wenn wir ungeduldig mit dem Schicksal haderten, so nehmen wir viel aus diesen Phasen mit. Auch aus denen, wo vermeintlich nichts voran geht. 

Vielleicht sind es mal nur kleine Erfahrungen und dann wieder große Erkenntnisse. Manchmal betrifft es den Umgang oder die Interaktion mit anderen, dann wiederum lernen wir wieder mehr über uns selbst. Ein Freund sagte mal, er hat in den schwierigen Zeiten lernen können, wer für ihn da ist und wer nicht. Eine durchaus lohnenswerte Erkenntnis, gerade in Zeiten der Sozialen Netzwerke, wo Freunschaftsbekundung mit einem Klick klar gemacht wird und wir uns in endlos Chats liebevolle Zustimmung zu werfen können. Aber ein Satz ist schnell geschrieben, ein Klick schnell gesetzt. Manchmal braucht es aber mehr im Leben und wahrhaftig gelebte Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Mein Freund hat dies damals auf sehr eindrucksvolle Weise erleben dürfen, sagte er.
Ich wiederum erkenne im Nachgang zu besonderen Zeiten, dass sich mein Blick geweitet hat. Dass ich die Dinge anders bewerte, mich auch anderes wichtig wird/bleibt, während anderes auf einmal recht banal und oberflächlich ist. Denke ich dann zurück, wie unzufrieden ich war, weil ich doch vermeintlich nur auf der Stelle trat, muss ich Schmunzeln. Und dann denke ich gerne daran - oder auch dann, wenn das Leben nicht nur die schönen Karten ausspielt:

Auf der Stelle treten bedeutet nicht, dass wir nicht vorankommen. Und wie ich es als Nordlicht gerne ausdrücken möchte:
Wenn gerade kein Wind in die Segel fährt, ist es eine gute Gelegenheit, den (neuen) Kurs festzulegen! :-)

In diesem Sinne ein nautisches Ahoi, viele liebe Grüße und allen ein schönes Pfingstwochenende

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